Donnerstag, 8. April 2010

Healthy Fashion - size zero adé!


ESSEN WIEDER ERLAUBT - oder, warum Mode wieder gesund ist Es scheint als hätte sich etwas in der Modebranche getan. Marc Jacobs hat für Louis Vuitton weibliche Kurven in die Mode zurückgebracht. Mit Adriana Lima lief auch Bar Raffaeli, Karolina Kurkova, Laeticia Casta und Elle Macpherson auf der Prêt-à-porter-Schau in Paris. In Mailand hatte Miuccia Prada Doutzen Kroes auf dem Laufsteg – ein Mädchen, das sonst Victorias Secret Shows läuft und Covershoots für Magazine macht. Eigentlich ungewöhnlich so viele Kurven zu sehen aber die Anwesenden der Show waren begeistert. Endlich scheint der jahrelange Magerwahn in der Modebranche zu vergehen und gesunde schlanke Mädchen dürfen auf den Laufsteg und versuchen das Image der Modeindustrie und auch die Vorbildfunktion gerade zu rücken. Diskussionen über den Körperkult bei Models gibt es schon mindestens so lange wie das Business an sich.

Mit Twiggy begannen die mageren Zeiten der Models in den 60er Jahren. Veruschka folgte in den 70ern und Kate Moss war für die weiblichen Kurven und ein gesundes Körperbild nicht gerade sehr hilfreich. Wohingegen in der Kunst doch weibliche Formen als sehr erstrebenswert gelten und von Künstlern aus allen Epochen gerne visualisiert wurden. Und da die Kunst meistens die Mode beeinflusst sollte man denken, dass Weiblichkeit in ist. Gerade wenn es um Kleidung geht, die ja schließlich von Frauen getragen wird.


Einige schockierende Schicksale von international bekannten Topmodels wurden wenn auch spärlich in der Presse kommuniziert. Wie zum Beispiel der Selbstmord einer angeblich schwer depressiven Koreanerin namens Daul Kim. Sie erhängte sich in ihrem Apartment in Paris vergangenen November. Das 20 jährige Topmodel arbeitete unter anderem für Dolce & Gabbana, Chanel und Louis Vuitton. In ihrem Blog erzählte das Model vom Stress ihres Berufs und der Angst zuzunehmen. Im Jahr 2007 starben zwei südamerikanische Schwestern an den Folgen ihrer Magersucht. Beide waren Models. Eine der beiden Schwestern starb an einem Herzinfarkt. Sie soll tagelang nichts gegessen haben und sich nur noch von Salat und Cola Light ernährt haben, berichtete ihr Vater. Die andere Schwester sei angeblich an einem genetisch bedingten Herzleiden gestorben. Der Manager des Models behauptete den Medien gegenüber, dass Eliana gesund war, viel aß aber extrem viel Sport machte. Die Ramos Schwestern seine also angeblich familiär vorbelastet gewesen was Herzleiden anging. Im November 2006 starb Ana Carolina Reston im Alter von 21 Jahren an den Folgen ihrer Magersucht. Sie wog bei einer Körpergröße von 1,74m nur noch 40 Kilogramm. Den Armani-Katalog shootete sie noch aber man kritisierte ihre Figur schon beim Shoot. Supermodel Ruslana Korshunova wurde 2008 in New York City tot auf der Straße aufgefunden. Ihr Apartment befand sich im neunten Stock des Hauses, vor dem sie lag. Das Supermodel glänze von Vogue und Elle Covern und machte Kampagnen für Chanel und Dior. Dass all diese erfolgreichen und wunderschönen Mädchen am Druck der Modebranche zerbrachen ist offensichtlich. Aber wen wundert es, wenn 14 jährige alleine durch die Welt geschickt werden und kein Bewusstsein dafür haben was richtig oder normal ist?

Als Reaktion auf die verhungerten Models wurden im Jahr 2007 während der Modewoche in Madrid einige Magermodels von den Shows ausgeschlossen und durften nicht auf den Laufsteg. Der Jugend sollte kein übertriebenes Bild von Schlankheit demonstriert werden, so Roberto Torreta, ein spanischer Designer. Auch in New York und London, wo die Mädchen bekanntlich am dünnsten sind, wurde diskutiert. Aber geändert hat sich kaum etwas. Kleidergrößen zwischen 30 und 32 sind hier bei einer Körpergröße von 1,80m „normal“.
Dieses Jahr scheint sich aber zumindest in Europa eine Menge in der Modebranche zu tun. Anfang des Jahres verzichtete die Frauenzeitschrift Brigitte auf professionelle Models. Was als PR Gag und Kosteneinsparfaktor verstanden wurde, ist jedoch nur die logische Konsequenz auf den Trendumschwung. Natürlich, gesund und normal sollen die Frauen aussehen, die das Magazin zeigt. Die Leserschaft der Brigitte möchte sich mit den abgelichteten Frauen identifizieren können und die Mode soll auch normalen Frauen passen. Das ist allerdings bei der Brigitte nichts Neues. Schon immer hatte das Frauenmagazin einen eher natürlichen Modelgeschmack. Highfashion Models wurden nie gebucht. Auch die internationalen Werbekampagnen scheinen auf Knochengerüste zu verzichten und zeigen schöne, schlanke Mädchen mit Kurven. Es gibt sie noch, die gesunden Topmodels. Bar Raffaeli, Freundin von Leonardo Di Caprio zum Beispiel. Bei der Shoperöffnung von Tommy Hilfiger in Frankfurt zeigte sich das Topmodel aus Israel natürlich und gut in Form. Nichts deutet auf eine Essstörung hin – ganz im Gegenteil. Auf der Straße könnte man sie mit einem normalen Mädchen verwechseln. Auch das Topmodel Lara Stone scheint normal geblieben zu sein. Trotz Kleidergröße 36 und Kurven schafft sie es auf den Laufsteg. Zwar wird sie als „fett“ bezeichnet aber ändern möchte das sympathische Model nichts an ihrer Figur. Doutzen Kroes strahlt mit einem fitten Körper und Rundungen von zahlreichen Werbeplakaten und ist derzeit eine der erfolgreichsten Models. Die Branche ist hart und die Konkurrenz ist groß aber in welcher Branche ist das nicht so? Unter Investmentbankern herrschen andere Kriege und Versuche sich mit großen Deals zu topen. Immobilienmakler jagen Provisionen hinterher, Werber großen Etats. Jede Branche hat ihre Extremen aber keine wird so sehr in den Mittelpunkt des öffentlichen Interesses gestellt, wie die Modebranche. Weil es um Gesundheit und die Vorbildfunktion geht. Und weil es Kinder sind, die auf den Laufstegen dieser Welt Millionen verdienen.

Aber nicht jedes Mädchen ist für diese Branche geboren. Die richtigen Gene und eine große Portion an Disziplin, fantastisches Aussehen und eine stabile Familie machen den Unterschied zwischen Supermodels und Durchschnitts-Mädchen, deren Verfallsdatum nicht länger anhält als das eines Diätjoghurts. Der Traum eines besseren Lebens als Model hat eben auch Schattenseiten und daran werden prominente Castingshows nichts ändern. Am Ende muss das Mädchen alleine imstande sein das Leben zu meistern und sich der Konkurrent auszusetzen. Und das bekommt sie nicht auf dem Laufsteg beigebracht.

Text: Karolina Dudik

2 Kommentare:

carsten hat gesagt…

schön geschrieben, gefällt mir.
frauen sollten sich nicht an den models orientieren, wir lieben sie doch nicht weil sie so aussehen wie jemand anderes sondern weil sie so sind wie sie sind.

runawayfromhome hat gesagt…

wow, diese schrecklichen schicksale mal so aufgelistet zu bekommen ist echt schockierend.
ich würde mir ja wünschen, dass sich da tatsächlich mal was tut.
aber wirklich daran glauben kann ich noch nicht ganz..