Freitag, 9. Oktober 2009

Faserland

Es ist schon ziemlich spät am Abend, das Eckstein ist voll. Unten im Keller, spielt irgendwelche Billig-Techno-Musik. Ich setzte mich auf einen Hocker an der Bar oben und bestelle einen Apfelwein. Ich trinke immer Apfelwein, wenn ich in Frankfurt bin. Ich liebe diesen stechenden Schmerz hinter dem linken Auge, der sich nach dem zweiten Glas einstellt. Das ist fein, weil Äbbelwoi so etwas wie einen Kater gibt, bevor man überhaupt betrunken gewesen ist.

So beginnt der Abend des namenlosen Ich-Erzählers in Christian Krachts Romans Faserland. Genauer gesagt: Der Frankfurter Abend des Ich-Erzählers. Dieser Ich-Erzähler reist von Westerland auf Sylt startend quer durch Deutschland, ohne ein für den Leser erachtenswertes Ziel, umringt von zahlreichen Markennamen und Belanglosigkeiten. Aber, hier soll es nicht um das Buch an sich gehen, sondern um das Eckstein, welches das Ziel des Ich-Erzählers in Frankfurt ist. Heute befindet sich im ehemaligen Eckstein die Bar Jasil (die in Juristenkreisen für Repetitoriumsparties berüchtigt ist). Im Rahmen von Frankfurt Fashion suche ich, Judith Christina, nun Besucher des ehemaligen Ecksteins, die mir erzählen, wie es war!
Christian Kracht wählt in seinem Roman für die betreffende Stadt typische Ziele. Ob das Eckstein für Frankfurt wirklich "so typisch" war? Diese Informationen sammele ich für eine kleine Reportage, die später im Pflasterstrand veröffentlicht werden soll. Die Namen der Beteiligten werden nur mit Vornamen im Rahmen einer kleinen Erzählung veröffentlicht. Kontakt per Email mit dem Betreff Eckstein an frankfurtfashion@gmail.com.

Frankfurter Mädchen haben immer so eine Selbstverständlichkeit, die man nirgendwo sonst in Deutschland findet. In Hamburg sind alle Mädchen barbourgrün, in Berlin ziehen sie sich betont schlecht an, damit sie so aussehen wie Künstler, und in München haben die Mädchen wegen dem Föhn so ein seltsames inneres Leuchten. Aber in Frankfurt, da sind die Mädchen einfach lässig.

5 Kommentare:

mahret hat gesagt…

Also, seine Heidelberg-Beschreibungen sind schon sehr zutreffen!

judith-christina hat gesagt…

auf christian kracht ist ja auch eigentlich verlass -
dass mit der lässigkeit der frankfurter mädels stimmt auch :-D

aber ich bin ja mal gespannt auf die eckstein geschichten! ich kenne das ja nur als jasil...

betsi hat gesagt…

hört sich wirklich interessant an. Bin gespannt, was da noch kommen wird...

MiMa hat gesagt…

Eine tolle Idee, da mal Nachforschungen anzustellen! Ich bin auch sehr gespannt, was dabei herauskommt. Ich kenne weder das Buch, noch den Schriftsteller, aber du hast mich wirklich neugierig gemacht! Vielen Dank für einen neuen Lesetipp!

FalafelYouth6231 hat gesagt…

Ans Eckstein habe ich nur eine Erinnerung: Ich höchst halbwüchsig, Ende der 80er, nachts gegen 2 auf der Rückbank einer vollgestopften Rostkarre, die von der Batschkapp gen Innenstadt tuckert. Fahrer stoppt um die Ecke vom Eckstein, Beifahrer steigt aus, um "klarzumachen", ob "da noch was geht" (das drückte man seinerzeit sprachlich natürlich irgendwie anders aus). Es ging aber leider nichts - geschlossene Gesellschaft oder so! Also drehte die vollbesetzte Rostlaube wieder ab, nicht ohne dass die halbe Besatzung dem Eckstein im Vorbeifahren aus den runtergekurbelten Fenstern ihre jugendlichen Ressentiments entegegenschrie: "Scheiß Künstler!" Und DAS Zitat ist verbürgt, versichert mir gerade meine Großhirnrinde.
("Faserland" übrigens ist lesenswert, da mentalitätsgeschichtlich sehr aussagereich. Aber nicht unbedingt gut im eigentlichen Sinne, meine ich.)
Fruchtvolles Bloggen weiterhin.