Freitag, 8. Mai 2009

Im Gespräch mit: Oliver Hafenbauer

Für meine Interviewreihe "Im Gespräch mit..." welche im Pflasterstrand des Journal Frankfurt veröffentlicht wird haben mir bereits Miguel Ayala von Einzelkind und Moe von Phunkrealism Rede und Antwort gestanden. In der letzten Woche erschien dann das Interview mit Oliver Hafenbauer, welcher für seine Sets im Robert Johnson bekannt ist.

Oliver Hafenbauer ist seit etlichen Jahren als DJ im Bereich House-Musik in Frankfurt aktiv und ist teil der beständigen Party Reihe “No Control” im Offenbacher Robert Johnson. Ein Gespräch über die musikalische Entwicklung des beliebten Offenbacher Clubs, seiner Tätigkeit als DJ und den Standort Frankfurt.

Journal Frankfurt: Oli, du legst nunmehr einige Jahre auf, wie hat sich dein Musikstil innerhalb der elektronischen Musik entwickelt?

Bevor ich angefangen habe elektronische Musik zu entdecken, habe ich alles mögliche gehört, viel Hip Hop, Punk und Reggae. Anfang der 90er Jahre bin ich auf Acidhouse gestossen und das hat mich voll in seinen Bann gezogen. Ein guter Bekannter hat mir Sachen von Warp (Label aus UK) wie z.b Autechre, LFO, etc.. gezeigt, zu dem Zeitpunkt habe ich angefangen sporadisch Platten zu kaufen. Da war ich 15 Jahre alt, alles war total neu für mich. Mit Freunden bin ich ins Delirium gegangen, denn da gab es immer Flyer für Partys und Magazine über Club Kultur. Wir haben angefangen, uns nachts raus zu schleichen und uns die Nächte im XS, Omen und dem Dorian Gray um die Ohren zu hauen. Irgendwann gab es den Wildpitch Club, da habe ich House für mich entdeckt. Zum Ende der 90er Jahre wurde mir all das langweilig und das Clubleben hat mich nicht mehr interessiert. Nach einiger Abstinenz bin ich ins neu eröffnete Robert Johnson gegangen, das war sehr erfrischend. In den ersten Jahren besuchte ich meist die Abende von Ata, die Musik die er spielte war eher Disco orientiert wie z. B. die ganzen Sachen von Metro Area, die mich bis heute sehr stark beeinflußt haben.

Du legst im Robert Johnson mit den verschiedensten internationalen und nationalen DJs auf, dabei bist Du immer sehr anpassungsfähig - mal etwas housiger, mal deeper, immer passend zu Künstler und Publikum. Wie bereitest du dich darauf vor?

Anpassungsfähig würde ich nicht sagen. Ich kaufe House Platten, die sich in einem gewissen Spektrum bewegen. Die Grundessenz der Musik, die ich spiele ist immer House. Manche der Stücke sind eher disoorientiert andere deeper oder auch härter. Und an einem gelungenem Abend spiele ich alle Facetten!

Seit 2005 veranstalten Manuel (Raven), Zachary (Kraemer) und Du als Residents die Partyreihe “No Control” im Offenbacher Robert Johnson. Was ist speziell für Dich das besondere am auflegen dort?

Das Robert Johnson ist für mich immer noch der beste Ort zum auflegen. Dazu gehört natürlich der Sound, der auch von der Größe des Raumes und dem Holzboden abhängt, das Design, das Licht und die Videos, meine zwei
Kollegen, die Artists die wir einladen, die Leute die dort arbeiten und natürlich das sehr herzliche Publikum!

Anfang des Jahres hast Du den Bereich Booking für das Robert Johnson übernommen. Der Club zeichnet sich durch eine ausgewogene Mischung verschiedener elektronischer Musikrichtungen wie House, TechHouse, Minimal… aus, die nebeneinander funktionieren. Lokale DJs sowie internationale Größen haben hier schon bis zum Sonnenaufgang über dem Main das Publikum zum tanzen gebracht. Worauf liegt Dein Fokus der Auswahl der Künstler für die verschiedenen Abende? Bekommen auch noch unbekanntere DJs die Möglichkeit, sich über das Robert Johnson zu etablieren? Was denkst Du welcher Sound am besten funktioniert?

In erster Linie geht es bei der Auswahl der verschiedenen Künstler um Qualität, egal ob sie Techno oder House spielen. Dazu gehören auch „unbekanntere“ Künstler, denn sie sind sehr wichtig für die Zukunft und sie gilt es aufzubauen! Welcher Sound jedoch am besten funktioniert ist ein schwierige Frage. Was macht einen guten Abend aus? In erster Linie das alle Beteiligten, Publikum und Künstler Spass haben. Und ich würde sagen, das passiert mit 300 wie mit 1000 Leuten, fast egal ob Techno oder House an dem Abend läuft. Dem Künstler wird natürlich eine gewisse Professionalität abverlangt, um auf das Publikum einzugehen!

Frankfurt brachte einige bekannte DJs in der Szene vor. Wie siehst Du den Standort Frankfurt, denn, viele Künstler zieht es seit einigen Jahren immer stärker ins “kreativere” Berlin. Was schätzt Du an Frankfurt und hast Du so etwas wie ein wenig “Frankfurter Lokalpatriotismus?”

Frankfurt ist zwar nicht allzu groß, doch für seine Größe können wir uns eigentlich nicht beschweren. In verschiedenen kulturellen Bereichen besitzt die Stadt sehr starke Orte. Zum Beispiel in der Kunst, da gibt es die international renommierte Städelschule, das Ausstellungshaus Portikus und den Frankfurter Kunstverein. Mode, ist zwar nicht stark vertreten aber die Arbeit die der Azita Store macht, kann sich in der ganzen Welt sehen lassen. Außerdem gibt es einige gut sortierte Plattenläden wie das Freebase, Deo Records und das Pro Vinyl. Frankfurt und Berlin kann man nicht vergleichen. Berlin ist eine Weltstadt und in den letzten Jahren zu „dem“ internationalen Anlaufpunkt geworden.

Wie schauen Deine musikalischen Pläne für die Zukunft aus? Produzieren? Auflegen?

Natürlich werde ich noch auflegen. Jetzt auch vermehrt in ganz Europa und wenn es um Frankfurt geht, dann im Robert Johnson und alle zwei Monate, bei den von Manuel, Zachary und mir organisierten „Dans Paradise“ Abenden im Frankfurter Ostbahnhof. Weiterhin werden wir drei auch unsere Radiosendung „itsoktohateyourjob“ auf Radio X und die gleichnamige Internetseite pflegen. Eigene Produktionen kommen auch noch, nur brauche ich dafür viel Zeit, um mich mit allem was dazugehört vertraut zu machen.

photo credits: thanks to Oli

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